Das herzförmige Land

Mariella Gronenthal ist in dieser Woche Teilnehmerin des Fachprogramms Bosnien & Herzegowina des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten. Neun Tage lang bereisen Menschen aus der Jugend- und Erwachsenenbildung Bosnien und Herzegowina, lernen Land und Leute kennen und setzen sich mit Möglichkeiten der Friedenserziehung auseinander.

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EU – Türkei: Verfassungsreferendum als letzter Akt der Beziehungskrise? Aufgeschnappt KW 17

[ne] „Wir müssen verhindern, dass sich Erdoğan zum Autokraten aufschwingt. Deswegen sind wir hier.“ Diese Sätze sind nun drei Jahre alt. Ein junger Demonstrant rief sie mir am Rande des Taksim-Platzes in Istanbul zu, wo ich als Touristin – völlig überraschend in die Proteste geraten und selbst eingeschüchtert von dem harten Vorgehen der türkischen Polizei – das mutige Aufbegehren gegen die Regierung Erdoğan beobachtete. Die Proteste waren im März 2014 nach dem Tod des 15-jährigen Berkin Elvan aufgeflammt. Berkin war während der Gezi-Park-Demonstrationen von einer Tränengaskartusche der Polizei verletzt worden und verstarb nach 269 Tagen im Koma.

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Ein Osterspaziergang

von Mariella Scheer

Jedes Jahr um diese Zeit denke ich an den Osterspaziergang aus Goethes „Faust“, den ich in einem Anflug von karfreitäglicher Langeweile als Grundschülerin einmal auswendig lernte, um meinem Vater eine Osterfreude zu bereiten, und dann am Sonntag vor dem Eiersuchen stolz herunterbetete. Ziemlich lange assoziierte ich Goethe danach ausschließlich mit von Eise befreiten Strömen und Bächen, grünendem Hoffnungsglück, buntem Gewimmel und des Dorfs Getümmel. Aber Ostern ist doch wohl mehr als nur Frühling, und der „Faust“ ist auch mehr als nur ein Stückchen schöne Literatur.

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Simulation „Vereinigte Staaten von Europa“

von Mariella Scheer

Vergangenes Wochenende hatten wir eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus Wuppertal und Złotów zu Gast. Während unsere deutsch-polnischen Begegnungsseminare sich in der Regel vor allem mit der gemeinsamen Geschichte beider Länder, mit der Reflexion kultureller Prägung und mit dem deutsch-polnischen Dialog beschäftigen, hatte die betreuende Lehrerin in diesem Fall um ein Seminar mit Europa-Schwerpunkt gebeten. Für uns war das eine willkommene Möglichkeit, nicht nur unsere Methoden zu Europa in einen neuen Kontext zu setzen, sondern auch ganz neue Dinge auszuprobieren. So haben wir am zweiten Seminartag mit der Gruppe die OER-Simulation „Die Vereinigten Staaten von Europa“ gespielt.

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Erinnerungskultur auf dem Prüfstand: Aufgeschnappt KW 14

[ms] Am vergangenen Wochenende hatten wir im GESW eine deutsch-polnische Begegnung mit Schülerinnen und Schülern aus Wuppertal und Złotów in Hinterpommern. Die Gespräche zwischen Jugendlichen aus den beiden Nachbarländern verdeutlichte einmal mehr die unterschiedlichen Perspektiven auf Geschichte, die kulturelle Identitäten maßgeblich prägen. Es zeigte sich aber auch, dass die Geschichte der Deutschen und Polen nicht ausschließlich die Geschichte einer Feindschaft ist. Am kommenden Mittwoch entscheidet sich die Zukunft eines Ortes der Erinnerung, der beide Länder gleichermaßen berührt: Das neue Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig hofft auf die gerichtliche Bestätigung seiner Unabhängigkeit. Die Diskussion um das Museum fasst unser heutiges #aufgeschnappt zusammen.

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#ltwsaar17 und die Sozialen Medien

von Mariella Scheer

Am Sonntagabend nach der Landtagswahl im Saarland liefen die Sozialen Medien nicht ganz so heiß wie nach der amerikanischen Präsidentschaftswahl oder dem Brexit-Referendum. Das sagt vielleicht schon genug aus über das Interesse der Deutschen an der Politik. Es ist ja auch viel einfacher, sich darüber zu echauffieren, wie es anderswo läuft, als eine Debatte mitzugestalten, in der es auch um die eigene Zukunft, Verantwortung oder, Gott bewahre, Probleme und Fehler geht. Immerhin war der Hashtag #ltwsaar17 auf Twitter auch nicht gänzlich unbespielt. Aber was bekam man dort zu lesen?

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Wer’s glaubt…

von Mariella Scheer

Als ich kürzlich morgens über meinem Kaffee brütete und bemüht war, mich vor Arbeitsbeginn in einen wachen Zustand zu versetzen, hörte ich im Radio eine Werbung für ein allseits beliebtes Möbelhaus. Mit dem durch die Corporate Identity indizierten skandinavischen Akzent fragte mich eine markante Bassstimme: „Wusstest du eigentlich, dass man nicht gleichzeitig schnarchen und träumen kann?“ – „Was für ein Quatsch,“ dachte ich. „Das haben die sich doch garantiert ausgedacht. Das ist aber unseriös.“ Da sprang mir ein Begriff in den Kopf. „Alternative Fakten“. Und dann erschrak ich. Über mein eigenes Misstrauen und darüber, dass eine harmlose Werbung eine so politisierte Reaktion in mir hervorrief.

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Niederländisches Viertelfinale: #Aufgeschnappt KW 12

[ms] Mark Rutte hat die Parlamentswahlen in den Niederlanden als Viertelfinale in diesem europäischen Wahljahr bezeichnet. Wenn die Wahlen in Frankreich und Deutschland damit auch als Halbfinale und Endspiel eingestuft werden, so ist dies kein Urteil über Relevanz oder Dramatik der jeweiligen Abstimmung. Und während die Erleichterung in Europa groß ist, der Nexit zunächst abgewendet scheint und der Ausgang der Wahl gemeinhin als ein gutes Zeichen für einen pro-europäischen Kurs auch über die niederländischen Landesgrenzen hinaus interpretiert wird, bleibt es doch eine Tatsache, das die PVV von Geert Wilders zweitstärkste Kraft geworden ist. Um die Folgen für die Politik in Europa – ob in Brüssel oder in den Hauptstädten des Kontinents – dreht sich unser heutiges #aufgeschnappt.

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Für eine demokratische Streitkultur

von Manfred Sellmayer

„Zeichen gegen Rassismus setzen“, „8000 zeigen, wie bunt Münster ist“, „Gesicht gezeigt“, „Beten für Toleranz“ – so lauteten die Titel der Artikel in den Westfälischen Nachrichten, in denen zur Teilnahme an der Protestdemonstration gegen den Neujahrsempfang der AfD in Münster aufgerufen bzw. in denen der Erfolg dieser Aktion gefeiert wurde. Gemeinsam war allen Berichten, dass ausschließlich Protestbefürworter zu Wort kamen, die eine Vielzahl von Negativattributen zur AfD anführten, wobei sich die Skala von „demokratiefeindlich“, „rechtspopulistisch und „rechtsextrem“ über „antieuropäisch“, „nationalistisch“ und „fremdenfeindlich“ bis hin zu „rassistisch“ und „sexistisch“ erstreckte. Mehrfach wurden Verbindungen zu „Nazis“ gezogen: „AfD wählen hat so was von 1933“ – so ein Plakat von vielen. Wer in der Berichterstattung auch eine Stellungnahme der AfD lesen wollte, wurde enttäuscht.

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